Anaphylaktischer Schock: So handeln Sie bei allergischen Reaktionen richtig (2024)

Ein anaphylaktischer Schock ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion. Sie kann lebensbedrohlich werden.

  • Allergische Reaktion kann den ganzen Körper betreffen

  • Adrenalin verabreichen, sofern ein Notfallset vorhanden

  • Danach umgehend den Notruf verständigen

Was ist ein anaphylaktischer Schock?
Auslöser und Symptome
Warnzeichen bei Anaphylaxie
Anaphylaktischer Schock: Was tun?

Was ist ein anaphylaktischer Schock?

Eine anaphylaktische Reaktion ist eine starke, den ganzen Körper betreffende Form der allergischen Reaktion. Die Symptome entwickeln sich schnell, oft innerhalb weniger Minuten. Im Extremfall können sie zu einem lebensbedrohlichen Zustand mit Herz-Kreislauf-Versagen führen, dem anaphylaktischen oder allergischen Schock.

Es handelt sich immer um einen medizinischen Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Entscheidend ist, dass die typischen Symptome erkannt und der Rettungsdienst informiert wird.

Auslöser und Symptome

Für eine Anaphylaxie gibt es zahlreiche Auslöser (Allergene). Kinder reagieren besonders häufig auf bestimmte Nahrungsmittel, beispielsweise verschiedene Nusssorten, Hühnereier oder Kuhmilch. Bei Erwachsenen sind die häufigsten Auslöser Insektengifte, gefolgt von Medikamenten.

Die größte Herausforderung besteht für Laien darin, die ersten Anzeichen einer Anaphylaxie richtig zu deuten. Diese treten fast immer plötzlich auf und können die Haut und die Schleimhäute, den Magen-Darm-Trakt, die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System betreffen. Je nach Ausprägung der Symptome werden vier Stadien einer Anaphylaxie unterschieden:

Zu den Hautsymptomen kommen Beschwerden an anderen Organen hinzu:

  • Krampfartige Bauchschmerzen

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Laufende Nase

  • Heiserkeit

  • Atemnot

  • Hoher Puls

  • Niedriger Blutdruck

  • Unregelmäßiger Herzschlag

Hautsymptome wie bei Grad 1 sowie zusätzlich

  • Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten

  • Erbrechen

  • Blähungen

  • Stuhldrang und Durchfall

  • Kehlkopfschwellung

  • Atemkrämpfe

  • Schock (verringerte Durchblutung der Organe, Kreislaufversagen, Bewusstlosigkeit)

Bei einer Anaphylaxie vierten Grades kommt es zum Atem- und Kreislaufstillstand.

Warnzeichen bei Anaphylaxie

Bei vielen Menschen kündigt sich eine Anaphylaxie mit bestimmten Warnzeichen an, und zwar noch bevor die ersten spezifischen Symptome auftreten:

  • Juckreiz, Kribbeln oder Brennen an den Handinnenflächen und Fußsohlen sowie an Zunge und Gaumen

  • Metallischer Geschmack im Mund

  • Schluckbeschwerden

  • Kopfschmerzen

  • Angstgefühl

  • Verwirrtheit und/oder Orientierungslosigkeit

Wichtig zu wissen:

Eine anaphylaktische Reaktion kann sehr unterschiedlich verlaufen. Oft entwickeln sich die Beschwerden innerhalb weniger Minuten, seltener innerhalb von Stunden nach Kontakt mit dem Allergen. Die verschiedenen Symptome können in verschiedenen Kombinationen, aber auch nacheinander oder nur einzeln auftreten, sich rasch bis hin zu einem Schock verstärken oder spontan zum Stillstand kommen und sich zurückbilden.

Nach einer erfolgreichen Behandlung können die Beschwerden erneut aufflammen. Deshalb werden Betroffene in der Regel für einige Zeit im Krankenhaus überwacht. Der anaphylaktische Schock als schwerste Form der Anaphylaxie ist ein seltenes Ereignis. Allerdings sagen die Anfangssymptome der anaphylaktischen Reaktion nichts über den weiteren Verlauf aus: Auch harmlose Beschwerden können letztlich zu einem Schock führen. Wichtige Warnzeichen für einen schweren Verlauf sind Blutdruckabfall, Atemnot und Orientierungsstörungen.

Anaphylaktischer Schock: Was tun?

Bei Hinweisen auf eine Anaphylaxie sollten Sie schnellstmöglich den Rettungsdienst verständigen (Rufnummer 112). Beenden Sie wenn möglich den Kontakt zum auslösenden Allergen, zum Beispiel indem Sie nach einem Bienenstich den Stachel entfernen. Bleiben Sie als Ersthelfer oder Ersthelferin bis zum Eintreffen des Rettungswagens bei der betroffenen Person und versuchen Sie, diese zu beruhigen.

Anwendung des Notfallsets

Menschen, die bereits zuvor eine Anaphylaxie hatten, besitzen in der Regel ein sogenanntes Notfallset mit drei Medikamenten: einem Antihistaminikum, einem Glukokortikoid (Steroidhormone, die umgangssprachlich auch als Kortison bezeichnet werden) und Adrenalin. Bei Personen mit Asthma oder einer Verengung der Atemwege ist zudem ein Spray enthalten, das die Atemwege erweitert.

Das wichtigste Medikament bei einer anaphylaktischen Reaktion ist Adrenalin, das mittels eines einfach zu handhabenden Autoinjektors (Adrenalin-Pen) in den Oberschenkel gespritzt wird. Bei Symptomen wie plötzlicher Heiserkeit, Atembeschwerden oder Bewusstseinsverlust sollten Sie das Adrenalin noch vor dem Notruf anwenden. Es bewirkt innerhalb weniger Minuten, dass sich die Durchblutung verbessert, das Atmen leichter fällt und die Schwellungen an Haut- und Schleimhäuten abklingen. Das Antihistaminikum und das Glukokortikoid wirken langsamer, können die allergische Reaktion aber zusätzlich eindämmen.

So funktioniert der Adrenalin-Autoinjektor

Die Anwendung des Autoinjektors ist einfach. In der Regel befindet sich eine Kurzanleitung direkt auf dem Pen. Nehmen Sie zunächst die Sicherheitskappe ab. Drücken Sie den Injektor fest gegen den äußeren Oberschenkel (ein Pfeil auf dem Injektor zeigt die richtige Richtung an). Es ist nicht erforderlich, die Kleidung vorher zu entfernen.

An einem Klicken hören Sie, dass das Adrenalin beim Drücken gegen den Oberschenkel freigesetzt wird. Halten Sie den Injektor danach noch für zehn Sekunden in der gleichen Position, damit das Adrenalin vollständig in den Körper abgegeben wird. Menschen, die schon einmal eine anaphylaktische Reaktion hatten, sollten sich die Anwendung des Injektors von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt zeigen lassen.

Richtige Lagerung bei Anaphylaxie

Anaphylaktischer Schock: So handeln Sie bei allergischen Reaktionen richtig (1)

Bei einer anaphylaktischen Reaktion ist es wichtig, die betroffene Person richtig zu lagern: Bei Kreislaufproblemen bitten Sie die betroffene Person, sich flach auf den Rücken zu legen. Die Beine werden hoch gelagert, beispielsweise auf einem Stuhl. Das verbessert die Durchblutung. Im Gegensatz dazu sollten Menschen mit Atemnot aufrecht sitzen, um die Atmung zu erleichtern. Bei einem Bewusstseinsverlust bringen Sie die Person in die stabile Seitenlage, sofern sie normal atmet. Hebt und senkt sich der Brustkorb nicht, müssen Sie umgehend mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie et al.: S2k-Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie – Update 2021. AWMF-Registernr. 061-025, Stand 2021, unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-025l_S2k_Akuttherapie-Management-Anaphylaxie_2021-10.pdf (Abruf: 15.05.2024)

Deximed Hausarztwissen online: Anaphylaktischer Schock, Stand 04/2023, unter: https://deximed.de/home/klinische-themen/erste-hilfe-notfallmedizin/patienteninformationen/medizinische-notfallsituationen/anaphylaktischer-schock (Abruf: 15.05.2024)

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Allergie Informationsdienst des Helmholtz Zentrums München: Anaphylaxie. Stand 12/2018, unter: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/anaphylaxie (Abruf: 15.05.2024)

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Anaphylaktische Reaktion (Anaphylaxie) gegen Medikamente, Stand 07/2023, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/anaphylaktische-reaktion-anaphylaxie-gegen-medikamente.html (Abruf: 15.05.2024)

AMBOSS: Anaphylaxie-Notfallset, Stand 11/2023, unter: https://www.amboss.com/de/wissen/anaphylaxie-notfallset/ (Abruf: 15.05.2024)

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